Ist Trump ein russischer Agent?

t-online – Nachrichten für Deutschland

Spion mit Deckname Krasnov? Neuer KGB-Vorwurf gegen Trump
Von Bastian Brauns, Lars Wienand
Aktualisiert am 23.02.2025 – 09:03

Ein früherer KGB-Offizier behauptet, Donald Trump sei 1987 vom sowjetischen Geheimdienst rekrutiert worden. Was steckt hinter der Aufsehen erregenden Anschuldigung?

Seit Jahren bestehende Verdachtsmomente gegen Donald Trump wegen angeblicher Verbindungen zu russischen Geheimdiensten bekommen neue Nahrung: Ein ehemaliger sowjetischer Geheimdienstoffizier behauptet öffentlich, Trump sei vor fast 40 Jahren vom KGB angeworben worden. Die Behauptung kommt von Alnur Mussajew, der nach dem Ende der UdSSR in seiner Heimat Kasachstan Karriere machte. Er sagt: Nach der Anwerbung sei Trump beim KGB unter dem Codenamen „Krasnow“ geführt worden.

Die Darstellungen von Mussajew reihen sich ein in eine Historie immer wieder aufkommender Behauptungen, die sich aber nie haben beweisen lassen. Aktuell fallen sie auf besonders fruchtbaren Boden. Denn Trumps Handeln – innenpolitisch und außenpolitisch – ruft Empörung und Kritik hervor:

Demokraten, Medien, Zivilgesellschaft und Republikaner, die gegen Trump eingestellt sind, werfen ihm vor, die USA in einen autoritären Staat verwandeln zu wollen. In Bezug auf seine Ukraine-Politik übernahm Trump zuletzt immer wieder Erzählungen und Forderungen der russischen Regierung. Den ukrainischen Präsidenten bezeichnete er etwa mehrfach als Diktator und forderte ihn mitten im Krieg zu Neuwahlen auf.

Doch in Mussajews Heimat Kasachstan gibt es Zweifel an seiner Darstellung. In den USA hat das Magazin „Daily Beast“ einen Beitrag zu der Geschichte wenige Stunden nach dem Erscheinen wieder gelöscht. (Weiter unten auf dieser Seite steht der gelöschte Text aus dem „Daily Beast.) Wer aber ist der Mann, der diese konkreten Vorwürfe offenbar reichlich unerschrocken vorbringt? Könnte an der Geschichte etwas dran sein?

Merkwürdige Vorgänge in Österreich

Die brisanten Informationen finden sich in einem Beitrag von Mussajew auf Facebook – und sie sind in Wahrheit nicht ganz neu: Mussajew verlinkt darin ein ähnliches Posting von 2018. Der kasachische Geheimdienstmann ist heute 71 Jahre alt. Und sein Name löst zumindest in Österreich Raunen aus: Durch Mussajew wurde das Alpenland nämlich bereits zum Austragungsort kasachischer Geheimdienstoperationen um ihn.

Es ging dabei um einen Versuch, Mussajew im Juli 2008 zu entführen. Mithilfe seines Chauffeurs konnten er und seine verletzte Begleiterin entkommen. Die Vermutung: Mussajew sollte gewaltsam nach Kasachstan gebracht werden, weil er und sein Freund Rachat Alijew, ehemaliger Botschafter Kasachstans und Ex-Schwiegersohn von Kasachstans damaligem Präsidenten Nursultan Nasarbajew in Wien, in ihrer Heimat in Ungnade gefallen waren.

Aus Kasachstan gab es Mordvorwürfe gegen beide, aber Österreich hatte es abgelehnt, sie auszuliefern. Es schenkte den Vorwürfen aus Kasachstan auch in einem Prozess gegen Mussajew keinen Glauben: Freispruch. Im Prozess gegen seine verhinderten Entführer kam dann zur Sprache, dass einer der Täter ein junger Kasache aus Deutschland war und der Hintermann ein Botschaftsrat Kasachstans in Berlin.
So will Mussajew an die Trump-Informationen gekommen sein

Wegen Hochverrats wird Mussajew weiterhin in seiner Heimat gesucht. Von 1997 an hatte er den nationalen Inlandsnachrichtendienst Kasachstans (KNB) geleitet. Der KNB wurde nach dem Zusammenbruch der UdSSR aufgebaut, mit Leuten des ehemaligen KGB. Diesem Dienst war Mussajew mit 25 Jahren im Jahr 1979 beigetreten. Seine Arbeit führte den Agenten offenbar Mitte der 80er-Jahre auch auf eine zweijährige Sondermission in den Irak.

Älnur Mussajew: Bis 2001 war der frühere KGB-Offizier als General Leiter des kasachischen Inlaandsgeheimdienstes.

Zurück von dort will er in einer neuen Funktion an das brisante Wissen über Trump gelangt sein. Der russischen Zeitung „Lenta“ zufolge arbeitete er von 1986 bis 1989 in der Zentrale des Innenministeriums der UdSSR. Er selbst schreibt in seinem Beitrag, er habe in der 6. Abteilung des KGB in Moskau gearbeitet. Dort sei das Anwerben von Spionen und Quellen unter Geschäftsleuten aus kapitalistischen Ländern eine Hauptaufgabe gewesen. „Es war das Jahr, in dem unsere Abteilung einen 40-jährigen Geschäftsmann aus den USA rekrutiert hat – Donald Trump“, schreibt Mussajew.

Neben US-Medien griffen ukrainische Medien die Darstellungen von Mussajew auf. In russischen Medien ist es hingegen still um seine Behauptungen. In seiner Heimat Kasachstan wettert ein pro-russischer Historiker und Politikwissenschaftler gegen ihn. Die Nachricht von Mussajew sei eine „globale Zirkusshow“, erklärt Daniyar Ashimbajew in der Zeitung „Kursiv“. Sie werfe mehr Fragen auf als sie beantworte. Ashimbajew gilt als Unterstützer von Russlands Einmarsch in die Ukraine.

Ashimbajew behauptet, das 6. Direktorat sei für die wirtschaftliche Sicherheit zuständig gewesen und nicht für die Anwerbung von Ausländern. Allerdings lasse sich darüber heute schlecht streiten: „Mussajew kann behaupten, dass dies ein geheimer Teil seiner Arbeit war“, so Ashimbajew. Der kasachische Publizist dreht den Spieß aber um: Vielleicht habe sich Mussajew nur wichtigmachen wollen. Es könne aber auch um politische Motive gehen: „Vielleicht wurde er von einem seiner europäischen Kontakte als Handlanger gebeten.“

Der frühere Geheimdienst-Mann weiterhin als Schachfigur? Mussajews politische Position scheint jedenfalls klar. „Kasachen müssen die Ukraine im Krieg gegen die Besatzer unterstützen, sie kämpft für die Freiheit Kasachstans!“, schrieb Mussajew in einer Facebook-Bewertung über die ukrainische Botschaft in Kasachstan.

Die Anschuldigungen: Trump als „Krasnow“

Auf seiner Seite finden sich auch in der Vergangenheit schon Details zu dem angeblichen Agenten Trump. Neu ist, dass er den Decknamen „Krasnow“ nennt. In früheren Beiträgen hatte er dagegen schon als angebliche Details verraten: Der KGB habe Trump während seines Besuchs in Moskau und in Leningrad im Jahr 1987 ins Visier genommen und ihn dazu ermutigt, in die Politik zu gehen.

Mussajew deutete zudem schon an, dass Trumps persönliche Akte aus den Archiven des russischen Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB), einer KGB-Nachfolgeorganisation, entfernt worden sei. Sie befinde sich nun im Besitz eines engen Vertrauten von Wladimir Putin. Mussajew berichtete auch schon von früheren Attentatsversuchen gegen ihn selbst und deutete an, dass sein Wissen über diese sensiblen Informationen ihn in Gefahr bringen würde.

Mussajew ist selbst klar, wie unglaublich die Geschichte eigentlich ist: „In der Tätigkeit der Nachrichtendienste ist, wie im Leben, alles möglich, sogar die wildesten und unglaublichsten Dinge. Zum Beispiel die Anwerbung künftiger Staatsoberhäupter und sogar des Präsidenten der Vereinigten Staaten.“ Die Filmindustrie in Hollywood sei ja voll von solchen vergleichbaren Geschichten. „Aber anzunehmen, dass der Präsident der Vereinigten Staaten ein Spion und Einflussagent eines feindlichen Staates ist, das übersteigt selbst Hollywood“, schrieb Mussajew.

Ein Muster ähnlicher Anschuldigungen

Mussajew ist aber nicht der erste ehemalige sowjetische Geheimdienstmitarbeiter, der auf Trump als russischen Agenten hinweist. So hat etwa Oleg Kalugin, ein ehemaliger KGB-General, schon einmal behauptet, Trump sei bereits in den 1980er-Jahren auf dem Radar des Geheimdienstes gewesen. Bei seinem Moskau-Besuch könnte laut Kalugin, der einst sogar der Chef des damals noch jungen KGB-Offiziers Wladimir Putin gewesen ist, kompromittierendes Material entstanden sein. „Es würde mich nicht überraschen, wenn die Russen – und Trump weiß davon – Akten über ihn während seiner Russlandreise und seiner Verwicklung in Treffen mit jungen Damen haben, die [vom sowjetischen Geheimdienst] kontrolliert wurden“, sagte Kalugin einst.

Auch der renommierte amerikanische Historiker Timothy Snyder schrieb in seinem Buch „Der Weg in die Unfreiheit“ über Trumps Moskau-Reise 1987 als eine vom sowjetischen Staat bezahlte. Man habe Trump in einer Suite untergebracht, die sicherlich verwanzt gewesen sei, so Snyder. 1986 sei Trump von russischen Diplomaten umgarnt worden, in Moskau erwarte ihn eine glänzende Zukunft. Kauf und Verkauf von Wohnungen in seinem Moskauer Trump-Tower habe russischen Kriminellen zur Geldwäsche gedient.

Auch Yuri Shvets, ein ehemaliger KGB-Offizier, der heute in den USA lebt, hat bereits behauptet, die Sowjetunion habe Trump „kultiviert“, indem sie an sein Ego und seine geschäftlichen Ambitionen appellierte. Shvets behauptet, dass Trumps frühe Geschäftsbeziehungen zu sowjetischen Personen wie Semion „Sam“ Kislin seine Verbindungen zum russischen Geheimdienst weiter vertieft haben könnten. In jedem Fall aber hat sich Trump laut Zeugenaussagen in finanziell desaströser Situation über Jahrzehnte mit Figuren der russischen Mafia eingelassen.

Timothy Snyder schreibt in seinem Buch weiter, dass der russische Oligarch Dmitri Rybolowlew im Jahr 2008 Trump im Rahmen eines ungewöhnlichen Immobiliengeschäfts 55 Millionen Dollar überlassen hatte. Noch im Jahr 2016 tauchte Rybolowlew dann an mehreren Orten auf, an denen Trump Wahlkampf machte.

Trumps Moskau-Besuch und die KGB-Taktiken

Trumps erster Besuch in Moskau im Jahr 1987 wird schon lange als ein Wendepunkt in seinem Leben angesehen. Der KGB nutzte solche Reisen in der Tat häufig, um potenzielle Aktivposten zu bewerten und anzuwerben, indem man ihnen Geschäftsmöglichkeiten und andere Anreize anbot. Laut einem Bericht des US-Magazins Politico riet ein geheimes KGB-Schreiben aus den 1980er-Jahren den Agenten, „prominente Persönlichkeiten im Westen“ anzusprechen und sie als „Agenten“ oder „spezielle Kontakte“ zur Zusammenarbeit zu bewegen.

Wenn es um Trumps eigenartiges Verhältnis zu Russland geht, taucht oft die Spekulation auf, ob Trump sich in jener Zeit bereits erpressbar gemacht oder in anderer Weise der damaligen Sowjetunion ausgeliefert hat.

Nach seiner Moskau-Reise fiel auf: Plötzlich schaltete Trump ganzseitige Zeitungsanzeigen in großen amerikanischen Publikationen, in denen er die US-Außenpolitik und insbesondere die Nato kritisierte – ein Schritt, von dem einige immer wieder vermuteten, dass Trump durch Interaktionen mit sowjetischen Beamten beeinflusst wurde. Es sind Positionen, die Trump über Jahrzehnte bis heute immer wieder vertritt.

Russland-Untersuchungen in Trumps erster Präsidentschaft

Die Behauptungen zu Trumps Verbindungen zu Russland wurden allerdings schon während seiner ersten Präsidentschaft im Rahmen eines Untersuchungsausschusses eingehend untersucht. Der sogenannte Mueller-Bericht für das Amtsenthebungsverfahren kam damals zum Schluss, dass Trumps Wahlkampfteam zwar zahlreiche Kontakte zu russischen Amtsträgern hatte. Eine Verschwörung konnte aber nicht nachgewiesen werden.

Der überparteiliche Bericht des Geheimdienstausschusses des Senats aus dem Jahr 2020 kam aber immerhin zu dem Schluss, dass Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort interne Umfragedaten mit einem russischen Geheimdienstmitarbeiter geteilt hatte, was Bedenken hinsichtlich einer indirekten Einflussnahme aufkommen ließ.

Trotz dieser Feststellungen hat Trump stets jegliche unrechtmäßige Verbindung zu Russland bestritten. Er hat die Vorwürfe als durchweg politisch motivierte „Hexenjagd“ und als „Russia Hoax“ abgetan. Seine Beziehungen zu russischen Persönlichkeiten seien rein geschäftlicher Natur, beteuerte Trump immer wieder.

Die neuen Vorwürfe machten in den USA am Freitag schnell die Runde durch einen Artikel der britischen Webseite „Byline Times“ und den Artikel einer freien Journalistin von „The Daily Beast“, einem durch seine Enthüllungen immer wieder bekannten US-Online-Magazin. Doch nach mehreren Stunden verschwand der Text am Freitag gegen 20 Uhr deutscher Zeit von der Webseite ohne Erklärung. „The Daily Beast“ hatte zuvor das Weiße Haus um Stellungnahme gebeten.

Verwendete Quellen

facebook.com: Profil Alnur Mussajew
lenta.ru: Biografie Mussajew (russisch, archiviert)


Meine Meinung:
Es klingt abenteuerlich. Ich will nicht direkt behaupten, dass es stimmt. Aber wir leben in interessanten Zeiten, und Trump benimmt sich genau so, als ob es stimmt. Er ruiniert durch seine Zölle die westliche Wirtschaft, macht neue Schulden, setzt die Notenbank unter Druck, dass sie die Zinsen senken soll, und die Folge wird eine Dollar-Inflation sein. Er spaltet die Nato, befeuert den Klimawandel (was Russland nicht schadet, wohl aber den USA), er will Nato-Gebiete erobern (Kanada und Grönland), greift zugunsten Putins in den Krieg ein, und er verbreitet Putins Propaganda. Für den könnte es nicht besser laufen. Er kennt das Gewerbe, er war ja KGB-Offizier, Abteilung „Personalgewinnung“.
Wolfgang Baer


Und hier ist der schnell wieder gelöschte Text aus dem „Daily Beast“:

Trumpland

Former Intelligence Officer Claims KGB Recruited Trump

ONE OF US

Alnur Mussayev alleged Trump was given the codename “Krasnov”.

Isabel van Brugen

Isabel van Brugen 

Freelance Writer
U.S. President Donald Trump and Russian President Vladimir Putin shake hands.
Chris McGrath/Chris McGrath/Getty Images
A former Soviet intelligence officer has alleged that Donald Trump was recruited by the KGB in 1987 and given the codename “Krasnov.”
Alnur Mussayev, 71, a former Kazakh intelligence chief, made the explosive claim in a Facebook post on Thursday. He claimed that he served in the 6th Directorate of the KGB in Moscow, which was responsible for counter-intelligence support within the economy. One of its key objectives, he claimed, was “recruiting businessmen from capitalist countries.”
The allegation revives claims which Trump has denounced as “the Russia hoax,” and which dogged his first term in the White House.
Mussayev wrote that in 1987 “our directorate recruited Donald Trump, a 40-year-old American businessman, under the pseudonym Krasnov.”
He reiterated that the department specialized in recruiting spies and intelligence sources from the West, asserting once again that Trump had been brought into the fold.
“I hope I’ll survive a third assassination attempt,” he said in a comment below his post.
He made another shocking allegation in another comment, saying: “Today, the personal file of resident ‘Krasnov’ has been removed from the FSB. It is being privately managed by one of Putin’s close associates.”
Alnur Mussayev
A co-defendent of Rakhat Aliyev, former head of the Kazakh secret service KNB, Alnur Mussayev sits in the dock before his trial in Vienna April 14, 2015. A Vienna court on Tuesday started a trial on the 2007 murder of two Kazakh bankers with the main suspect – the Kazakh president’s former son-in-law Rakhat Aliyev turned political foe – absent as he reportedly committed suicide a few weeks earlier. Mussayev and Vadim Koshlyak are accused of crimes including murder and rape. REUTERS/Heinz-Peter Bader Heinz-Peter Bader/REUTERS
Mussayev’s allegations add to ongoing speculation about Trump’s connections to Russia. Trump’s first visit to Moscow as a real estate developer in 1987 drew intense scrutiny and speculation that the trip was arranged by the KGB for dubious reasons.
According to Politico, in 1985, the KGB updated a secret personality questionnaire distributed among the agency, advising case officers what to look for in a successful recruitment operation.
The document instructed agents to target “prominent figures in the West” with the goal of drawing them “into some form of collaboration with us… as an agent, or confidential or special or unofficial contact.”
Trump has denied any improper ties to Moscow or collusion with President Vladimir Putin.
The Daily Beast has reached out to the White House and Russia’s Foreign Ministry for comment.
U.S. officials have also expressed concerns about Trump’s relationship with Putin.
Anthony Scaramucci who briefly served as Trump’s White House communications director in 2017, said during an episode of “The Rest Is Politics: US” podcast with co-host Katty Kay on Friday that he thinks there is a mysterious “hold” on the president.
Scaramucci did not elaborate on what he believes that “hold” might be, adding only: “I don’t know why it’s like this. [H.R.] McMaster couldn’t figure it out, [James] Mattis couldn’t figure it out, [John] Kelly couldn’t figure it out.”
Isabel van Brugen

Isabel van Brugen

Freelance Writer
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