700.000 ukrainische Kinder verschleppt

Spiegel
Ukraine-Krieg: 700.000 ukrainische Kinder seit Kriegsbeginn nach Russland verschleppt
31.07.2023, 16.30 Uhr

Russland will seit Kriegsbeginn 700.000 ukrainische Kinder »aufgenommen« haben

Im Krieg gegen die Ukraine sind Kinder zur Waffe geworden: Laut einem Bericht wurden 700.000 von ihnen seit Beginn der Invasion nach Russland gebracht. Den Haag hat bereits Anfang des Jahres Haftbefehl erlassen.

Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine hat Russland nach eigenen Angaben mehr als 700.000 ukrainische Kinder »aufgenommen«. So steht es in einem Bericht des russischen Präsidialbeauftragten für Kinderrechte, der am Sonntag veröffentlicht wurde und über den die »Moscow Times berichtet.

»Seit Februar 2022 hat die Russische Föderation etwa 4,8 Millionen Einwohner der Ukraine und der Donbass-Republiken (Donezk und Luhansk) aufgenommen, darunter mehr als 700.000 Kinder«, heißt es darin. Der Kreml spricht im Kontext der Ereignisse nicht von Deportationen, sondern von Evakuierungen.

Verschleppte ukrainische Kinder: »Als sie uns sagten, dass wir länger bleiben würden, brachen wir in Tränen aus«

Eine »überwältigende Mehrheit« der 700.000 ukrainischen Kinder sei mit ihren Eltern oder Verwandten nach Russland gekommen, sagte die Kinderrechtsbeauftragte Maria Lvova-Belova laut dem Medienbericht. Weitere Einzelheiten nannte sie nicht.

Ihr Bericht listet 1500 Waisenkinder auf, die aus den besetzten ostukrainischen Regionen Donezk und Luhansk nach Russland »evakuiert« wurden. 380 von ihnen wurden demnach inzwischen von russischen Eltern adoptiert.

Deportation von Kindern ist Kriegsverbrechen

Bereits Anfang Juli hatte Grigori Karasin, Vorsitzender des internationalen Ausschusses des russischen Föderationsrates und ehemaliger stellvertretender Außenminister, erklärt, Russland habe bisher rund 700.000 Kinder aus der Ukraine auf russisches Territorium gebracht.

Eine von den Vereinten Nationen unterstützte Untersuchung hatte ergeben, dass Russlands erzwungene Verbringung und Deportation ukrainischer Kinder in die von Russland kontrollierten Gebiete ein Kriegsverbrechen darstellt.

Der Kreml hat den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin als rechtlich »nichtig« zurückgewiesen, da Russland die Zuständigkeit des Gerichts in Den Haag nicht anerkennt.

Nach Angaben Kiews wurden seit der Invasion rund 19.500 ukrainische Kinder nach Russland deportiert, wobei viele von ihnen in Heimen und Pflegefamilien untergebracht worden sein sollen. Von den entführten Jungen und Mädchen konnte Kiew bislang nach eigenen Angaben nur 328 zurückholen.

Laut der Datenbank »Kinder des Krieges« der ukrainischen Regierung wurden zudem weitere 15.500 Kinder gefunden und 386 von Russland zurückgegeben.

In der Vergangenheit wurden Kinder in Kriegen immer wieder zur Waffe. Teils, um die Menschen zu demoralisieren, um Kinder als Soldaten einzusetzen, aber auch schlicht um den betroffenen Ländern die Zukunft zu rauben.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version wurden die von Russland besetzten ostukrainischen Regionen Donezk und Luhansk als separatistisch bezeichnet. Wir haben die irreführende Formulierung angepasst.