Menschen
Wie Putin verlautbart hat, ist die „Spezialoperation“ ein Akt christlicher Menschenliebe (siehe Kapitel 2, „Meinungen“). Manchmal werden allerdings auch Menschen beschädigt. Kollateralschaden nennt man das.
Wie viele? Beide Kriegsparteien halten sich bedeckt und spekulieren nur über die Verluste der anderen Seite. Auf russischer Seite könnten es etwa 120.000 und bei den Ukrainern 70.000 sein, die Zahl der Verletzten könnte doppelt so hoch sein. (Zahlen vom September 2023.) (Inzwischen weit höher: Insgesamt etwa 600.000)
Hier ist eine Schätzung vom August 2023 (Augsburger Allgemeine)
Der britische Geheimdienst veröffentlicht einigermaßen verlässliche Angaben.
Gute Schätzungen gibt es auch von exilrussischen Seiten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Meduza
https://en.wikipedia.org/wiki/Mediazona
Die ungleichen Opferzahlen könnten darauf zurück zu führen sein, dass die Ukrainer ihre Verwundeten in Sicherheit bringen, während die Russen eine andere Methode bevorzugen: So viele Soldaten wie möglich (gern aus nichtrussischen Nationen) werden schlecht ausgebildet und schlecht bewaffnet an die Front geschickt und sollen die ukrainischen Schützengräben stürmen, so lange, bis die Ukrainer keine Munition mehr haben.
Fleischangriffe (merkur)
In verstrahlte Erde eingegraben (merkur)
Putin schickt Versehrte in den Krieg (merkur)
Von Anfang an erklärte Putin, er wollte die Ukraine vernichten – oder wenigstens ihre Regierung. Das Volk sollte vom faschistischen Joch befreit werden. Die Ukraine wäre auch gar kein Staat, sondern ein Teil Russlands.
Putin wollte Ukraine aushungern (t-online)
So russifiziert Putin die annektierten Ukraine-Gebiete (web.de)
Die „Verschickung“ ukrainischer Kinder in den besetzten Gebieten wurde bereits von der UN als Kriegsverbrechen und Genozid bezeichnet. Gegen Putin liegt ein internationaler Haftbefehl vor. Die Methode war, den Eltern zu erklären, die Kinder müssten „vor den Kriegshandlungen in Sicherheit gebracht“ oder „zur Erholung geschickt“ werden, statt dessen wurden sie „umerzogen“ und von russischen Familien adoptiert, waren oft nicht mehr aufzufinden, weil sie inzwischen andere Namen hatten. Dokumentiert sind etwa 36.000 Fälle, es dürften aber wesentlich mehr sein – vor allem, weil die Eltern in den besetzten Gebieten sich nicht einfach bei der UNO beschweren können. Nur einige hundert Kinder konnten zurück geholt werden.
Klitschko: „Genozid“ an Kindern (ZDF)
Verschleppte ukrainische Kinder (FR, Foreign Policy)
700.000 ukrainische Kinder verschleppt (Spiegel)
(nun ja, vielleicht großzügig geschätzt)
Video: Ukrainische Kinder (arte)
Wie Russland ukrainische Kinder umerzieht (Tagesspiegel)
Verschleppte Kinder online zur Adoption angeboten (zdf)
Auch sonst sind Kinder nicht verschont worden.
Das Theater von Mariupol (afp)
Nicht alle Opfer sind von der russischen Armee zu verantworten. Es gab einen Vorfall, der eine ukrainische Kleinstadt traf – nicht ein russischer Angriff, sondern sehr wahrscheinlich eine fehlgeleitete oder defekte ukrainische Rakete. Das ukrainische Militär versuchte den Vorfall zu vertuschen.
Die Tragödie von Kostjantyniwka (Stern)
Häuser
Warum hört man eigentlich nichts von Zerstörungen auf russischem (oder besetztem) Gebiet?
Im Gebiet Belgorod wurden einige Einfamilienhäuser zerstört. In Moskau gingen durch ukrainische Drohnen mehrere Fensterscheiben zu Bruch. In den russisch besetzten Gebieten wurde eine Schule beschossen. Allerdings wurden darin keine Schüler ausgebildet, sondern Piloten von russischen Kampfdrohnen. Darüber hinaus hat die Ukraine nur militärische Ziele angegriffen: Flugzeuge, Kriegsschiffe, Munitions- und Treibstofflager, die Kertsch-Brücke und das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte. Hätte es mehr Beschädigungen an zivilen Objekten gegeben, dann hätte doch die russische Seite sicher darüber berichtet, um die Verteidigung Russlands gegen die ukrainische Gefahr zu rechtfertigen. Nichts dergleichen wurde bekannt.
Die russische Armee nahm nicht nur militärische Objekte ins Visier. Von Anfang an waren Wohngebäude, Krankenhäuser, Schulen, Kirchen und Museen die Ziele. Zu Kriegsbeginn war die Ukraine nicht in der Lage, diese Objekte zu schützen, weil sie keine nennenswerte Luftverteidigung besaß. Erst später bekam sie Luftabwehrsysteme aus dem Westen. Spätere ukrainische Angriffe kamen dagegen nicht aus festen Stellungen, sondern von schnell wechselnden Standorten, damit die russische Artillerie keine Ziele finden konnte. Jetzt werden die zivilen Objekte durch die inzwischen aufgebaute Luftabwehr geschützt. An der Behauptung, die Ukraine hätte die Zivilbevölkerung als „menschliche Schutzschilde“ benutzt, dürfte also nichts dran sein.
Zerstörungen (Tagesschau)
Zerstörungen (taz)
Schulen (BBC)
Kirchen
Museen und Archive (Spiegel)
Es dürfte einigermaßen absurd sein, zu unterstellen, dass die Ukraine aus Museen und Kirchen Raketen abfeuern würde. Eher wäre anzunehmen, dass die kulturelle Identität der Ukraine zerstört werden soll.
Bei Hafenanlagen könnte man ja noch unterstellen, dass sie militärisch genutzt werden könnten. Aber die Ukraine hat keine nennenswerte Kriegsmarine. Vielmehr sind es die Getreidevorräte, die zerstört werden sollen, und die Verladeeinrichtungen. Bisher wurden etwa 250000 Tonnen Getreide durch russische Angriffe vernichtet. Auch hier sind es also zivile Ziele.
Hafenanlagen (SZ)
Minen
Die russisch besetzten Teile der Ukraine sind jetzt das am stärksten verminte Land der Erde. Die russischen Minen sind so dicht platziert, dass streckenweise bis zu fünf Minen auf den Quadratmeter verlegt sind. Das Land muss später mit riesigem Aufwand geräumt werden, bevor man es wieder nutzen kann.
Minenfelder (zdf)
Minen (zdf)
Minen (tagesschau)
Minen (20min.ch)
Auch das Schwarze Meer ist voll russischer Minen.
Wer sprengte die Nordstream-Pipelines?
Man könnte ja annehmen, da die Pipelines russisches Eigentum waren, dass ihre Zerstörung der Ukraine nützen könnte. Bewiesen ist aber gar nichts. Wenn es die Ukraine gewesen ist, dann hätte sie sich international unbeliebt gemacht, weil es ein ziviles Ziel in internationalen Gewässern war. Die Ukraine hat sich auch nicht damit gerühmt, wie sie es nach den Angriffen auf die Kertsch-Brücke getan hat. Alles, was man weiß, ist, dass einige Leute, die jetzt nicht zu finden sind (bis auf die eine Frau, die in Russland gesehen wurde), mit einem Segelboot in der Nähe waren, und dass man auf diesem Segelboot Sprengstoffreste gefunden hat. Aber: Auch russische Schiffe waren kurz vor den Explosionen in dem fraglichen Seegebiet, und eines hatte sogar ein kleines Unterseeboot dabei. Selbstverständlich hat niemand auf den russischen Schiffen nach Sprengstoffresten gesucht.
Video: Wer sprengte die Nord Stream Pipelines? (ARD)
Video: Nordstream (ZDF-Frontal)
Die Spur führt nach Moskau (ntv)
Video: Nordstream Satire (ZDF)
Wer sprengte den Kachowka-Staudamm?
Neben der Verwüstung des Landes durch Minen, Bomben- und Raketenangriffe war die größte Katastrophe die Sprengung des Kachowka-Staudammes. Nach russischen Angaben war es eine ukrainische Rakete. Aber: Was soll die Ukraine davon haben? Die Wasserversorgung für die südöstliche Ukraine und die Krim ist zerstört, das Land ist ohne Bewässerung unfruchtbar, 37.000 Wohnungen wurden überschwemmt, und die russischen Landminen wurden großflächig verteilt, bis ins Schwarze Meer. Außerdem wurde in einem entscheidenden Moment die ukrainische Gegenoffensive behindert. Wer also war es? Die Russen hielten das Gebiet um die Staumauer besetzt. Sie hatten freien Zugang. Auf Drohnenfotos ist auch zu sehen, dass kurz vor der Explosion russische Militärfahrzeuge an der Staumauer zu sehen waren – und rechtzeitig weg fuhren.
Wer hat den Kachowka-Staudamm zerstört? (ZDF)
Kriegsverbrechen
UN sammelt Beweise für russische Kriegsverbrechen (SZ)
Russische Kriegsverbrechen (euronews)
Video: Innenansichten aus einem zerstörten Land (spiegel-tv)
Haftbefehle gegen Schojgu und Gerassimow (SZ)
Systematische Folter (Tagesspiegel/UN)
5 Wer hat ein Interesse am Krieg?