Ex-Separatistenführer : Nationalist Girkin will gegen Putin antreten
31.08.2023 18:49 Uhr
Der ehemaliger Separatistenführer Girkin kritisiert den Kreml und die russische Militärführung. Putin sei „zu freundlich“. Deshalb will er 2024 selbst als Präsident kandidieren. Der inhaftierte frühere Separatistenkommandeur Igor Girkin hat seine Kandidatur für die russische Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr angekündigt.
„Ich halte mich in Militärfragen für kompetenter als der amtierende Präsident und sicherlich für kompetenter als der Verteidigungsminister.“ Ex-Kommandeur Igor Girkin auf Telegram
Präsident Wladimir Putin sei „zu freundlich“, ergänzte Girkin. Der Staatschef sei „nicht nur von seinen Partnern im Westen und in Kiew an der Nase herumgeführt worden, sondern auch von den Chefs unserer Sicherheitsbehörden, Geheimdienste und der Militärindustrie“.
Girkin befürwortet Krieg gegen Ukraine
Anders als Putin habe er keine Millionärsfreunde, sagte der 52-Jährige – ein Seitenhieb auf zahlreiche Korruptionsvorwürfe. Girkin wird allerdings die Nähe zum ultranationalistischen Oligarchen Konstantin Malofejew nachgesagt.
Russlands Oligarchen gelten als Profiteure des „System Putin“. Trotz der EU-Sanktionen ist es schwer, ihr Vermögen aufzuspüren.
Militärblogger Girkin firmiert auch unter dem Pseudonym Igor Strelkow, auf Telegram folgen ihm mehr als 730.000 Menschen. Im Juli wurde er wegen „öffentlicher Aufrufe zum Extremismus“ festgenommen, ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft.
Girkin unterstützt die russische Offensive in der Ukraine, kritisiert aber öffentlich die Militärführung des Kremls.
In Niederlanden wegen Abschusses von Flug MH17 verurteilt
Bei dem vom Kreml unterstützten Aufstand 2014 in der Ostukraine war Girkin als Kommandeur der Separatisten in der international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk bekannt geworden. Ein niederländisches Gericht verurteilte ihn im vergangenen Jahr wegen des Abschusses des Malaysia-Airlines-Flugs MH17 über der Ukraine im Jahr 2014 in Abwesenheit zu lebenslanger Haft.
In Russland soll im kommenden Jahr eine Präsidentschaftswahl abgehalten werden. Im Vorfeld gehen die russischen Behörden nicht mehr nur hart gegen liberale Kritiker vor, sondern auch gegen Kreml-Gegner, die Moskaus Offensive in der Ukraine unterstützen.
Quelle: afp