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Russischer Geheimdienstler zur Ostukraine:“Den Auslöser zum Krieg habe ich gedrückt“
21. November 2014, 22:10 Uhr
Igor Girkin, russischer Geheimdienstoberst und zeitweiliger „Verteidigungsminister“ der „Volksrepublik Donezk“ brüstet sich mit seiner Rolle in der Ukraine-Krise. Moskau habe den Krieg geschürt, sagt er freimütig – mit seiner Hilfe.
Von Julian Hans , Moskau
Sollte der Krieg in der Ukraine eines Tages juristisch aufgearbeitet werden, dürfte dieses Dokument zu den Akten gehören. In einem langen Interview mit der in Moskau erscheinenden nationalistischen Zeitung Sawtra (Morgen) berichtet der russische Geheimdienst-Oberst Igor Girkin ausführlich darüber, wie er seit Februar erst die Besetzung der Krim mitorganisiert und nach deren Anschluss an die Russische Föderation einen Krieg im Donbass vom Zaun gebrochen hat.
Im April hatte Girkin, der unter dem Kampfnamen „Strelkow“ (Schütze) auftritt, mit einer kleinen Einheit die Orte Slawjansk und Kramatorsk besetzt, bevor sie im Juli Donezk zum Zentrum ihres Kampfes für die Loslösung der Ostukraine von Kiew machten. Girkin war es auch, der sich am Tag, als Flug MH 17 über der Ostukraine abstürzte, mit dem Abschuss eines Flugzeugs brüstete. Kurz darauf war die Meldung aus dem Netz verschwunden.
Im Interview erklärt Girkin freimütig, dass der Krieg keineswegs direkt aus dem Aufstand russischsprachiger Donbass-Bewohner hervorgegangen, sondern aus Russland geschürt worden sei: „Den Auslöser zum Krieg habe ich gedrückt. Wenn unsere Einheit nicht über die Grenze gekommen wäre, wäre alles so ausgegangen wie in Charkiw und in Odessa“.
In Charkiw wurden von Aufständischen besetzte öffentliche Gebäude schnell wieder geräumt. In Odessa kam es am 2. Mai zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen pro-russischen und pro-ukrainischen Menschen, in deren Folge mehr als 40 Personen bei einem Brand im Gewerkschaftshaus der Stadt umkamen.
„Wir haben alle Karten gemischt“
„Es hätte ein paar Dutzend Tote, Verbrannte und Verhaftete gegeben, und damit wäre alles vorbei gewesen“, urteilt Girkin. „Den Anstoß für den Krieg, der bis heute in Gang ist, hat unsere Einheit gegeben. Wir haben alle Karten gemischt, die auf dem Tisch lagen. Alle!“. Nach UN-Schätzungen sind in dem Krieg mittlerweile mehr als 4000 Menschen getötet worden.
Die Regierung in Kiew und die Europäische Union rechnen den 44-jährigen Girkin dem russischen Militärgeheimdienst GRU zu. Er selbst bestreitet das und hat erklärt, dass er bis März 2013 in Diensten des Geheimdienstes FSB gestanden habe. Der KGB-Nachfolger ist sowohl für die Staatssicherheit zuständig als auch für Terrorbekämpfung und Grenzschutz. Er unterhält auch militärische Einheiten.