CIA bildete aus

Tagesspiegel
23. Oktober 2023 – von Benjamin Reuter

Wozu die ukrainischen Geheimdienste fähig sind, hat sich zuletzt unter anderem auf der Krim gezeigt. Dort gelang es Kommandos, unter anderem mit Jetskis bis an die Küste vorzudringen und dort Operationen durchzuführen (wir berichteten hier).

Wie viel geheimdienstliches Know-how aus den USA dahinter steckt, ist aber neu. In einem detaillierten Artikel, der sich unter anderem auf zahlreiche Quellen in der Ukraine und den USA beruft, beschreiben zwei Journalisten der US-Zeitung „Washington Post“, wie die CIA über Jahre Mitarbeiter des ukrainischen Geheimdienstes ausbildete. In das Projekt seien zweistellige Millionenbeträge geflossen. Die Zusammenarbeit begann demnach im Jahr 2015, nachdem russische Söldner Teile der Ostukraine und die Krim besetzt hatten.

Die Aktionen der ukrainischen Geheimdienste (des SBU und des HUR) beinhalteten auch zahlreiche Anschläge in Russland, wie die „Washington Post“ berichtet. Darunter das tödliche Attentat auf die Tochter eines bekannten Ideologen und Freundes des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Darja Dugina und das Attentat auf einen Militärblogger in Sankt Petersburg.

Die US-Beamten, die für den Artikel zitiert wurden, legen Wert darauf, dass der Geheimdienst der USA in keinen der Anschlagspläne verwickelt war. Allerdings könnte Technik benutzt worden sein, die die USA zur Verfügung stellten. Weitere bemerkenswerte Details aus dem Artikel:

Die CIA wusste wohl von dem Plan, die Krimbrücke zu sprengen. Und die US-Geheimdienstler bildeten wohl auch in der Ukraine Teile der Spezialkommandos aus, die jetzt hinter den russischen Linien im Einsatz sind.

Einer der zitierten US-Geheimdienstler nennt den ukrainischen Militärgeheimdienst (HUR) mit seinem berüchtigten Chef Kyrylo Budanow deshalb auch „unser Baby“.

Die USA bezahlten auch für ein neues Hauptquartier des ukrainischen Militärgeheimdienstes, weil das alte mit sowjetischer beziehungsweise russischer Technik durchsetzt war. Das Abhör-Risiko war zu hoch.

Mit der von den USA gelieferten Technik konnten die Ukrainer pro Tag bis zu 300.000 Kommunikationen in Russland überwachen. Viele der Daten wurden in den USA ausgewertet.

Die USA bekamen direkten Zugriff auf Agenten, die der ukrainische Militärgeheimdienst in die russischen Geheimdienste eingeschleust hatte.

Die russischen Pläne zum Überfall auf die Ukrainer erhielten die US-Geheimdienste über eigene Quellen, zu denen die Ukrainer keinen Zugang hatten. Wohl auch deshalb glaubte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bis zuletzt nicht an einen russischen Überfall.

Alle Geheimdienstaktionen müssen von Präsident Selenskyj abgesegnet werden.