Mohren

Jetzt wird wieder diskriminiert.

Diskriminieren bedeutet unterscheiden. Gemeint ist aber meist unterscheiden und bewerten.

Bewertet werden zum Beispiel Menschen. Die einen Diskriminierer sagen, weiß wäre besser als schwarz. Hassobjekt sind die Ausländer. Die Schwierigkeit ist, dass die sogenannten Schwarzen zwischen dunkelbraun und hellbraun sind und die Weißen zwischen blassbraun und hellbraun. Schuld ist das Melanin, ein Farbstoff in der Haut, der sich bei Sonne oder im Solarium bildet, um die Haut zu schützen. Bei den Weißen entsteht so die begehrte Sonnenbräune, außer an den Augenlidern, wegen der Sonnenbrille. Auch die Dunkelbraunen sind an manchen Stellen blass, zum Beispiel an den Handflächen. Wer in Ländern lebt, die von der Sonne verwöhnt werden, bekommt nach einigen Generationen mehr Melanin. Das ist unabhängig von der sog. Rasse. Es gibt ungefähr zwanzig verschiedene Menschenrassen, die aber genetisch kaum unterschiedlich sind. Ich gehöre zur sog. europiden Rasse, die sich auch in der Türkei, in Persien und Indien findet, dort selbstverständlich mit dunklerer Hautfarbe. Die Europiden kamen aus dem Südosten und waren deshalb dunkelbraun. Sie vermischten sich mit den letzten Neandertalern, deshalb sind sie jetzt anfälliger für Autismus und Depressionen. Später gab es eine Mutation, im Kaukasus, so entstanden die Blonden Blauäugigen, die deshalb die kaukasische Rasse genannt werden. Sie waren blasser, weil sie sich nicht mehr vor zu viel Sonne fürchten mussten. Die meisten Ausländer wollen hier arbeiten, dürfen aber nicht. Einige haben nichts zu tun und benehmen sich daneben. Am schlimmsten sind die, die glauben, Gott wäre auf ihrer Seite. Sie sind an ihrer dunklen Hautfarbe zu erkennen.

Die anderen Diskriminierer haben es schwerer. Hassobjekt sind nicht die Inländer, sondern die Ausländerhasser. Manche Diskriminierer sprechen ein komisches Deutsch, reden von Radfahrenden, von Gästinnen und Mitgliederinnen. Es gibt auch Antisemitenhasser. Semiten sind die Leute, die da wohnen, wo unsere Vorfahren herkommen, und sie sehen genauso aus. Hebräisch und Arabisch sind verwandte semitische Sprachen, also gibt es antisemitische Semiten. Antisemitenhasser haben alle Wörter verboten, die Volksgruppen bezeichnen. Das „N-Wort“ zum Beispiel, Neger, war früher eigentlich nicht abwertend gemeint, im Gegensatz zum „Nigger“. Beides stammt aus dem lateinischen „niger“, also schwarz. Negroid darf man gerade noch sagen. Man umschreibt das jetzt mit POC, People of Color. Das umfasst auch Indianer, Chinesen und Kanaken, denen dieser Streit ziemlich egal ist. Mir ist es auch egal, ob mich ein Volksangehöriger Langnase oder Toastbrot nennt.

Peter Cook & Dudley Moore, englische Komiker, 1966: „Das ist der berühmte farbige Jazzsänger Bo Dudley. Nun, Bo, welche Farbe sind Sie?“ „Ich bin eine Art Fleischrosa mit Rot in den Augenwinkeln und Blau um das Kinn.“

Verboten ist auch der Mohr. In Berlin gibt es einen Streit um die Mohrenstraße, die seit dreihundert Jahren so heißt, weil da mal welche gewohnt haben sollen. Mohr war ja auch kein Schimpfwort. Mohren sind eigentlich Mauren, Nordafrikaner, die ein Stück Spanien besetzt hatten und nichts gegen Christen und Juden hatten. 1492 hatten die Christen unter Isabella von Kastilien alles zurück erobert, und Isbella ließ den Juden die Wahl, ob sie Christen werden wollten oder remigriert oder totgeschlagen werden wollten. Sie erfand auch die Ketzerverbrennung. Um das alles zu feiern, gab es Tanzveranstaltungen, die Maures- oder Morristänze, mit weißen Burnussen und schwarz bemalten Gesichtern. Heute werden sie noch in England gepflegt, und manche halten sie für heidnisch, sie sind aber christlich. Gott ist nämlich auf unserer Seite.