Geschichte der Ukraine (Kurzfassung)
Die Langfassung gibt es hier.
Der erste ostslawische Staat war die Kiewer Rus im 9. Jahrhundert, eine Gründung unter Mitwirkung der Wikinger. Das Gebiet wurde zeitweise von Mongolen, Polen-Litauen, Russland und Habsburg beherrscht. 1199 entstand das Fürstentum Galizien-Wolhynien, 1648 das kosakische Hetmanat. Als der Krieg der Kosaken gegen Polen verloren zu werden drohte, unterwarf sich das Hetmanat dem russischen Zaren. (Die Ukraine sieht das heute als einen Vertrag, Russland interpretiert es als „Wiedervereinigung der Ukraine mit Russland“.)
Im 19. Jahrhundert, unter russisch-zaristischer Herrschaft, begann sich auf dem Gebiet der heutigen Ukraine eine Nationalbewegung zu entfalten. Sie strebte die Formierung einer „ukrainischen“ Nation und als Endziel einen Nationalstaat an.
Das Gebiet (heutige Ukraine, Weißrussland, Polen, bis hin nach Westpreußen) war von einem bunten Völkergemisch besiedelt, von dem sich allmählich die Ukrainer (damals „Ruthenier“) in der Ukraine als Mehrheit herausbildeten. „Ruthenisch“ war also die Volkssprache eines großen Teils der Landbevölkerung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruthenien
Nach der Oktoberrevolution entstand auf einem Teil des Gebietes die Ukrainische Volksrepublik. Der westliche Teil des Landes wurde von Polen beansprucht, was 1919 den polnisch-sowjetischen Krieg auslöste, der mit einer Teilung endete. Die östliche Ukraine wurde nach dem Sieg der Roten Armee 1919 die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik. Bei der Konstituierung der Sowjetunion 1922 war sie eines der Gründungsmitglieder.
1929 bis 1934 setzte Stalin die Kollektivierung der Landwirschaft durch, deportierte mehrere tausend Bauern nach Sibirien und plünderte die Getreideernte. Vier Millionen Ukrainer verhungerten. („Holodomor“)
Holodomor (Wikipedia)
Großer Terror (Wikipedia)
Mit dem Hitler-Stalin-Pakt eignete sich die Sowjetunion die West-Ukraine wieder an. Die deutsche Besatzung kostete weitere vier Millionen Ukrainer das Leben, zwei Millionen wurden als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt. Allein im Massaker von Babij Jar tötete die deusche Wehrmacht etwa 100.000 Menschen.
Nach der Schlacht von Stalingrad war die Sowjetunion militärisch fast besiegt. Nur durch das Eingreifen der USA konnte sie mit den Waffen versorgt werden, die schließlich den Krieg beendeten. Die USA schenkten der Sowjetunion fast 15.000 Flugzeuge, über 7.000 Panzer, große Mengen Waffen und Treibstoff. England schickte 3.000 Flugzeuge. Die gegenwärtige Waffenhilfe des USA für die Ukraine beruft sich auf dieses Gesetz von 1941.
(Näheres in Kapitel 3: Wer hat welche Verträge…)
Nach dem zweiten Weltkrieg eignete sich Stalin die westliche Ukraine an, die polnische Bevölkerung wurde vertrieben. Als Ausgleich erhielt Polen die deutschen Ostgebiete.
Bei der Gründung der Vereinten Nationen wurden auf Betreiben Stalins auch die Sowjetrepubliken Belarus und Ukraine deren Mitglieder.
1954 unterstellte Nikita Chruschtschow die bis dahin zur RSFSR (Russland) gehörende Krim der Ukraine.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde die Ukraine erneut souverän, erstmals mit internationaler Anerkennung. Als Gegenleistung für den Verzicht der Ukraine auf die auf ihrem Territorium stationierten sowjetischen Nuklearwaffen garantierten Russland, die USA und Großbritannien im Budapester Memorandum von 1994 die Eigenständigkeit und die bestehenden Grenzen des Landes.
(Näheres in Kapitel 3: Wer hat welche Verträge…)
Leider war das Budapester Memorandum nur eine Absichtserklärung, die nicht mit internationalen Garantien verbunden war.
Die ersten freien Wahlen in der Ukraine erfolgten 1990. Mit dem Zerfall der Sowjetunion erlangte die Ukraine im Dezember 1991 nach einem Referendum mit 90,3 % Zustimmung ihre staatliche Unabhängigkeit. Auch die Bevölkerung der Krim stimmte (knapp) für die Unabhängigkeit.
Referendum zur Unabhängigkeit (Wikipedia)
Bei der Präsidentschaftswahl 2004 und den anschließenden Protesten, der sogenannten orangen Revolution, setzte sich der westlich orientierte Präsidentschaftskandidat, Wiktor Juschtschenko gegen den von Russland unterstützten Wiktor Janukowytsch durch. Die wichtigsten Protagonisten des orangen Lagers, Juschtschenko und Julija Tymoschenko, konnten sich aber in den folgenden Jahren nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen, und viele Hoffnungen der Bevölkerung blieben unerfüllt. Die Unzufriedenheit mit der politischen Stagnation mündete in die Präsidentschaftswahl 2010, bei denen der russlandfreundliche Janukowytsch ins Präsidentenamt gewählt wurde. Für die Parlamentswahlen 2012 schränkte das Regime die Möglichkeiten der Opposition ein, die Wahlergebnisse wurden angezweifelt.
Als die Unterzeichnung einer EU-Assoziierung der Ukraine unter dem Druck Russlands ausgesetzt wurde, begannen im November 2013 die Euromaidan genannten Proteste. Janukowytsch floh nach Russland.
Euromaidan (Wikipedia)
Im März 2014 annektierte Russland die Krim. Die ukrainische Armee war machtlos und schlecht ausgerüstet und leistete keinen Widerstand. Gleichzeitig begann eine Abspaltungsbewegung im Donbas (Donezk und Luhansk), die nicht von der Zivilbevölkerung ausging. Die neu gegründeten Milizen der Separatisten bestanden zu 90% aus russischen Soldaten, die für diesen Zweck von der Roten Armee „beurlaubt“ worden waren.
„Referendum“ im Osten der Ukraine
Im Mai 2014 wurde der Oligarch Poroschenko zum ukrainischen Präsidenten gewählt. Die Regierung der Ukraine ist also nicht, wie Putin behauptet, durch einen „Staatsstreich“ an die Macht gekommen, sondern wurde demokratisch gewählt. Präsidentschaftswahl Ukraine 2014 (Wikipedia)
Am 5. September 2014 (Protokoll von Minsk) und am 12. Februar 2015 (Minsk II) wurden Abkommen geschlossen, die auf eine Befriedung des Konflikts in der östlichen Ukraine abzielten. Ein Schwachpunkt im Minsker Abkommen war, dass Russland nicht als Kriegspartei genannt wurde. Die vereinbarte Überwachung durch die OSZE blieb erfolglos, weil die separatistische Miliz sie nicht zuließ. (Die ukrainische Seite ließ die Überwachung durch die OSZE zu.) Gleichzeitig kamen weitere russische Soldaten mit schweren Waffen über die Grenze. Bereits kurz nach der Unterzeichnung der Vereinbarung traten russlandtreue Kämpfer sowie russische Truppen zum Sturm auf das Dorf Debalzewe an und eroberten den Ort drei Tage nach der offiziell verkündeten Waffenruhe, womit das Abkommen bereits gebrochen war. Im weiteren Verlauf schwelte der Konflikt mit wechselnder Intensität weiter. Im Juni griffen die regierungsfeindlichen Truppen den Ort Marjinka westlich von Donezk an, im August 2015 kam es im Frontabschnitt von Mariupol zu einem schweren (separatistischen) Angriff.
Minsker Abkommen (Wikipedia)
Die Bevölkerung in den besetzten Gebieten hatte sich nur zu geringen Teilen an der Miliz beteiligt. Als Zeuge möchte ich Igor Girkin anführen, einen russischen Kriegshelden und militärischem Führer in Donezk, Blogger und verantwortlich für den Abschuss des malaysischen Flugzeugs MH17 im Juli 2014. Er ist gewiss unverdächtig, auf der Seite der Ukraine zu stehen. „Ich hätte nie gedacht, dass sich in der ganzen Region nicht einmal 1000 Männer finden, die bereit sind, ihr Leben zu riskieren.“ 2017 bestätigte Girkin, dass nicht eine „Landwehr“ aus Bürgern der Region, sondern die „reguläre Armee“ Russlands dort kämpfte.
Girkin: „Den Auslöser zum Krieg habe ich gedrückt“
Wer ist Girkin? (Wikipedia)
Und was Girkin jetzt so treibt (also jedenfalls vor Putins „Wiederwahl“)
2019 fanden wieder Präsidentschaftswahlen in der Ukraine statt: Selenski wurde gewählt. (Wikipedia)
Am 21. Februar 2022 erklärte Putin, dass es für das Minsker Abkommen keine Aussichten mehr gäbe. Am selben Tag verkündete und unterzeichnete er die Anerkennung der selbstproklamierten und international nicht anerkannten „Volksrepubliken“ Lugansk und Donezk als eigenständige Staaten und ordnete eine Entsendung von Truppen in die von Separatisten kontrollierten Gebiete an. Damit war das einzige von allen Seiten unterzeichnete Dokument zur Beilegung des Konfliktes hinfällig.
Wer hat 2022 den Frieden in der Ukraine verhindert? (ZDF)
Also: Nicht die Ukraine hat das Minsker Abkommen aufgekündigt oder gebrochen, sondern die russische Seite hat die Durchführung von Anfang an sabotiert, schließlich hat Putin mit dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine das Abkommen de facto beendet.
Danach gab es in den besetzten Gebieten eine „Volksabstimmung“. Das lief so ab, dass in jede Wohnung zwei bewaffnete Soldaten kamen, die aufpassten, dass alle ihr Kreuzchen machten. Die Wahlzettel durften nicht zusammengefaltet werden. Die Wahlurnen waren aus Glas.
„Wahlfarce“ 2022
Russisch-ukrainischer Krieg bis Februar 2022 (Wikipedia)
Die Brigade Asow
Immer wieder verbreitet Putin die Behauptung, die Ukraine wäre „faschistisch“, und besonders die Brigade Asow, ursprünglich eine Freiwilligenmiliz mit Rechtsdrall, wäre dafür der Beweis. In den ukrainischen Parlamentswahlen hatten die Rechtsaußen-Kandidaten nur wenig Stimmen bekommen, weit unter 5%. Die Asow-Brigade kämpfte in Mariupol. Die Überlebenden wurden von russischen Truppen gefangen genommen und gefoltert. Die Reste der Asow-Brigade wurden in die reguläre ukrainische Armee eingegliedert und müssen sich entsprechend benehmen.
Junge Welt über Bandera-Verehrung und die Brigade Asow
(Über die Rechtsextremen in Russland (DLF) oder die Nachtwölfe (Wikipedia) schweigt die Junge Welt.)
https://de.wikipedia.org/wiki/Brigade_Asow
„Nach Angaben von Andreas Umland vom Stockholm-Zentrum für Osteuropastudien hat sich das Regiment seit seinen Anfängen ,entideologisiert´ und zu einer normalen Kampfeinheit entwickelt.“ (Wikipedia)
USA heben Waffenembargo gegen Asow-Brigade auf (Tagesspiegel)
Russisches Militär zeichnet Neonazi aus (t-online)
Vertreter rechten Denkens in Russland
Nato-Osterweiterung
Verschiedentlich wird behauptet, die NATO hätte sich in einem Vertrag dazu verpflichtet, keine Länder der ehemaligen Sowjetunion (oder vielleicht die Vasallenstaaten, also Polen, Ungarn etc.) aufzunehmen. Nur: Es gab niemals eine solche Vereinbarung. Beim Tauwetter und während der Auflösung der Sowjetunion war sogar davon die Rede, Russland in die NATO aufzunehmen. Der einzige, der einen Verzicht auf eine Osterweiterung der NATO anbieten wollte, war Genscher, und das nur mündlich, und er wurde (besonders von Schewardnadse) nicht ernst genommen.
Putin am 2. April 2004: „Hinsichtlich der Nato-Erweiterung haben wir keine Sorgen mit Blick auf die Sicherheit der Russischen Föderation.“
NATO-Osterweiterung (Wikipedia)
Interview mit Mary Elise Sarotte über die Osterweiterung (taz)
Geschichte Russlands
Langfassungen: Russland bis 1918 (Uni Oldenburg)
Geschichte Russlands (Politische Bildung Online)
Kurzfassung
Kiewer Rus 9. bis 13. Jahrhundert
Mongolen 13. bis 15. Jahrhundert
Moskauer Reich 15. bis 17. Jahrhundert (Iwan der Schreckliche), 1600 bis 1613 Zeit der Wirren (Smuta), 1613 Wahl von Michail Romanov zum Zaren, Regierung zunehmend autokratisch
1711 bis 1917 Petersburger Reich, Reformen unter Peter und Katharina. Reformen unter Alexander II.: Aufhebung der Leibeigenschaft, Reform von Bildung und Justiz, regionale Selbstverwaltung, allgemeine Wehrpflicht. 1863 Verbot der ukrainischen Sprache. Etwas Industrialisierung, 1905 Revolution, Duma (Parlament mit beschränkten Befugnissen).
1917 bürgerliche Revolution, November „Oktober-„Revolution, 1918 Bürgerkrieg „Weiß“ gegen „Rot“
Russlands Ost-, Süd-, Nord- und Westerweiterung
Erobert wurden: Nowgoroder Bojarenrepublik (1477), Krieg mit Litauen um Teile Weißrusslands und der Ukraine, Kasan (1552), Astrachan (1556), Zugang zum Kaspischen Meer, Sibirien (Tatarstan, Baschkirien usw.), Krieg mit Polen-Litauen bis 1686. Krieg mit Schweden 1700 bis 1721 (Karelien, Estland, Livland und Südfinnland), Krieg mit dem Osmanischen Reich (Krim 1782), nördliche Schwarzmeerküste, Südukraine, Teile Litauens, Weißrusslands und der Kosaken-Ukraine. 1812 Sieg gegen Napoleon, Wiener Kongress 1814: Teile Polens, Finnland, Bessarabien. Der Krimkrieg 1853–1856 ging verloren. 1904-05 Niederlage gegen Japan, die Kurilen und Südsachalin gingen verloren. 1. Weltkrieg und Ende des Zarenreiches: Unabhängigkeit von Polen, Litauen, Lettland, Estland und Finnland.
Ost-, Süd-, Nord- und Westerweiterung der Sowjetunion
1939-40 Angriff auf Finnland, „Winterkrieg“, Eroberung von Ostkarelien und Teilen Lapplands, die UdSSR wurde deshalb aus dem Völkerbund ausgeschlossen. 1940 (Hitler-Stalin-Pakt) Annektion von Estland, Lettland, Litauen, Bessarabien und der Nordbukowina. 2.Weltkrieg: Schlachten von Stalingrad und Kursk, die Rote Armee musste durch amerikanische und britische Waffenlieferungen gerettet werden (siehe Kapitel 3, „Leih- und Pachtgesetz“). Ab 1945 massive Repressionen gegen nichtrussische Nationalitäten: Deutsche, Krimtataren, Balten, Griechen, Tschetschenen, Ukrainer wurden ermordet oder deportiert. 1991 nach dem „Tauwetter“ Auflösung der Sowjetunion. Armenien, Aserbaidschan, Estland, Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Lettland, Litauen, Moldawien, Tadschikistan, Turkmenien/Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan, Weißrussland/Belarus wurden wieder selbstständig. 1994 Budapester Memorandum (siehe Kapitel 3: Verträge).
1994 Krieg gegen Tschetschenien. 1999 zweiter, siegreicher, Krieg gegen Tschetschenien. 2001 weitgehend unbekannte Diskussion um einen Rückkauf von Königsberg. 2014 Eroberung der Krim, „Unterstützung“ der „unterdrückten Völker“ im Donbass, in Bergkarabach, Syrien, Transnistrien, Abchasien und Südossetien. 2022 die „Spezialoperation“.
Wer liefert Waffen?
Die iranischen „Shahed“-Drohnen sind bekannt. Russland baut sie inzwischen nach. Die Konflikte in den anderen Ländern, in denen der Iran mitmischt (Gaza, Jemen, Libanon, Syrien) sind ein Segen für Putin, weil der Völkermord dort vom Völkermord in der Ukraine ablenkt.
Drohnen aus China
Nordkorea hat Waffen geliefert
North Korea may be sending arms
Bis Februar 2022 gab es keine Waffenlieferungen an die Ukraine aus dem Westen. Die Ukraine hatte keine nennenswerte Rüstungsindustrie, die sowjetischen Munitionsfabriken waren stillgelegt worden. Erst nach dem Angriff Russlands begannen die Lieferungen. Auch Soldaten wurden danach im Westen ausgebildet.
CIA bildete Mitarbeiter des ukrainischen Geheimdienstes aus
Die USA und England beriefen sich auf das Budapester Memorandum, in dem sie (wie Russland) die Integrität der Ukraine garantiert hatten (siehe Kapitel 3, Wer hat welche Verträge…) und auf das Leih- und Pachtgesetz von 1941.
Wer hat diesen Krieg angefangen?
Video: Im Fadenkreuz Moskaus
Russland schickt vor allem Angehörige der nichtrussischen Minderheiten an die Front, und die Wagner-Gruppe und später auch die russische Armee lockten Verbrecher aus dem Gefängnis mit dem Versprechen, dass sie nach einem halben Jahr freigelassen würden. Sie hielten das Versprechen, aber 10.000 Wagner-Kämpfer wurden getötet.
Russland hat jetzt ein Problem mit freigelassenen Massenmördern.
Auch Männer aus den ukrainischen besetzten Gebieten werden für die russische Armee rekrutiert.
Zwangsrekrutierungen
Prigoschin über Kriegsgründe
Video: „Prigoschin: Ukraine hat Russland nie bedroht
Medwedew fordert endgültige Zerschlagung der „Bestie“ (ntv)
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