Der Russland-Ukraine-Krieg

eine Dokumentation – September 2023, mit einigen Ergänzungen 14.6.2024

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Einführung

Alle Zahlen in dieser Dokumentation sind auf dem Stand vom September 2023 vorläufig nach meinem Kenntnisstand aufgeführt. Bei den Literaturangaben können kyrillische Schriftzeichen evtl. nicht richtig wiedergegeben werden.

Die Video- und Audiodateien sind (aus Copyright-Gründen) nur über externe Links erreichbar. Das bedeutet nicht, dass ich für ihren Inhalt verantwortlich wäre oder dass sie meine Meinung wiedergeben würden. Das Gleiche gilt für die zitierten Texte.
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Es begann damit, dass ich XXXX erzählte, dass mein Vater im Januar 1945 desertiert war. „Da hätte er erschossen werden können“, sagte er. „Die Russen machen das jetzt auch wieder“, meinte ich. Er drauf: „Die Ukrainer auch.“ Ich war sprachlos, weil ich davon noch nie gehört hatte. Dann erzählte er mir noch, dass die NATO Russland bedroht hätte. Die Russen würden ja nur deshalb auf Wohngebäude schießen, weil die Ukrainer Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzten, eigentlich wollten sie ja nur kritische Infrastruktur zerstören…

Das Thema hat mich einige schlaflose Nächte gekostet. Warum?

Wir haben wieder Krieg in Europa. Acht Millionen Menschen sind aus der Ukraine ins Ausland geflohen, und sechs Millionen innerhalb der Ukraine. Die Zahl der Toten ist noch nicht bekannt, es dürften um die 100.000 sein. (Inzwischen 150.000, im Dezember 2023.) Verletzte: Mehr als 400.000.

Ich bin gegen Krieg. Die UN übrigens auch. (Russland hat das unterschrieben.) (Kapitel 3: Wer hat welche Verträge unterschrieben bzw. gebrochen?)

Die Äußerungen von Frau YYYY (Irgendwie sind ja beide Seiten schuld, alle korrupt, Oligarchen und so, kann man ja beide Seiten ein bisschen verstehen..) bringen mich gleichfalls in einen Konflikt. Ich glaube nämlich, dass die Russen in die Ukraine eingefallen sind, und nicht umgekehrt. Wer ist der Mörder, wer ist das Opfer? Soll man dem Mörder gut zureden, dass er nach Hause geht? Wird er Erbarmen haben, wenn das Opfer sich nicht wehrt? Oder soll man dem Opfer helfen?

Dass der Mörder friedlich wird, wenn das Opfer am Boden liegt, ist ein schönes Märchen. Ich habe im Knast gearbeitet, die Leute da haben sich anders verhalten. Genau so ist es im Krieg. „Frieden schaffen ohne Waffen“ hört sich nett an, aber wenn der Andere nicht nach lässt, dann gibt es keinen Frieden. Nur noch „Ruhe in Frieden“.

Gilt das Gebot von gegenseitiger Hilfe nicht mehr? Kann ich mich auf meine Freunde noch verlassen? Oder werden sie, wenn ich auf der Straße zusammengeschlagen werde, daneben stehen und sagen „Irgendwie kann man ja beide Seiten ein bisschen verstehen“?
(Die Frau war selber schuld, als sie vergewaltigt wurde. Warum trug sie auch einen kurzen Rock)
(Maß halten, ihr Mörder. Maß halten, ihr Opfer. (Degenhardt
))
(Am besten, wir halten uns da raus, dann ist das schneller vorbei.) (And I´m sure it doesn´t interest anybody outside of a small circle of friends. (Phil Ochs))
Hier ist der Text.

Ich fand mich in einem schweren Konflikt. Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr sicher. Ich glaubte an gegenseitige Hilfe bei Gefahr. Jetzt hatte mein Vertrauen einen Riss. Wie kann man so gleichgültig sein, wenn vor unserer Haustür ein ganzes Land zerstört wird?

Das mit den Deserteuren, so viel weiß ich inzwischen, ist nicht ganz so hässlich, wie ich gemeint hatte. Beide Seiten sperren Deserteure ein, die Russen begnadigen sie sogar, damit sie gleich weiter kämpfen können. Und erschossen wurden sie ja nur von Kadyrows Tschetschenen und von den Wagner-Leuten, oder öffentlich mit einem Vorschlaghammer erschlagen. (Also nicht so schlimm.)
Tschetschenen exekutieren fliehende russische Streitkraefte
Vorschlaghammer (Focus, KSA)
Vielleicht war das mit dem Vorschlaghammer doch nur ein Reklamegag. Sozusagen ein lustiger russischer Scherz.
Ukraine erlässt neues Gesetz

Weil mir das Ganze keine Ruhe ließ, suchte ich bessere Informationen. XXXX nannte mir die Quellen, aus denen er sein Wissen hat. Hier ist das Ergebnis.

1 Wer hat diesen Krieg angefangen?
2 Wer hat welche Meinungen darüber verbreitet?
3 Wer hat welche Verträge unterschrieben bzw. gebrochen?
4 Wer hat was zerstört?
5 Wer hat ein Interesse am Krieg?
6 Meine Meinung

Grundsätzlich: Ich lebe gern in einer Demokratie. Neben der Anarchie (die bisher immer nur kurze Zeit funktioniert hat, weil sich immer wieder jemand das Recht heraus nahm, über Andere zu herrschen) ist sie die einzige Gesellschaftsform, in der Jeder und Jede frei die Meinung äußern und über das eigene Leben entscheiden kann. Auch die ideale Demokratie gibt es nicht; Machtstrukturen, ökonomische Zwänge und Ungerechtigkeit gibt es überall. Aber das ist nicht zu vergleichen mit Diktaturen, in denen kritische Äußerungen unterdrückt, Oppositionelle eingesperrt oder gemeuchelt, Minderheiten bekämpft, Informationen unterdrückt und nach Belieben fremde Länder angegriffen werden. All das ist in Russland der Fall, und auch in China, Nordkorea, Iran undsoweiter.
UN über Meinungsfreiheit in Russland

(Ist es da verwunderlich, dass Russland aus diesen anderen Ländern Waffen bezieht?) (Nicht ganz. Die persischen Lieferungen von Shahed-Drohnen dürften ja allgemein bekannt sein. Kim Jong Un verhandelt gerade mit Putin über Waffenlieferungen (nein, inzwischen haben sie schon geliefert), und gemeinsam beschwören sie den „heiligen Krieg gegen den Imperialismus“. Den westlichen Imperialismus nämlich. China hat nur Bauteile für Waffen geliefert.)

Ich lebe in Berlin. Deshalb habe ich Erfahrungen gemacht, die Westdeutsche nicht erlebt haben. Die Blockade, die Mauer, der Stacheldraht und die Stasi waren für mich sehr nahe. Die DDR war ein Polizeistaat von Stalins Gnaden. Zwei Mal gab es einen Volksaufstand mit jeweils einer Million Menschen auf der Straße, wie auch in Prag, in Ungarn, in Polen, in Weißrussland und schließlich in der Ukraine. Jedes Mal hat sich die westdeutsche Regierung „pazifistisch“ verhalten, und immer kam die Sowjetarmee (oder ihre Nachfolger) den Machthabern zu Hilfe. Sie hatte vorübergehend Erfolg, bis die Sowjetunion an ihrer Misswirtschaft zerbrach und sich das Volk der abhängigen Staaten die Unterdrückung nicht mehr gefallen lassen wollte. Wo die Sowjetarmee das Regime retten konnte, gab es Massenverhaftungen (15000 in der DDR 1953), Todesurteile (in der DDR 1953, Ungarn 1956), Bespitzelung und Verbot aller kritischen Meinungsäußerungen.

Bertolt Brecht:

„Nach dem Aufstand des 17. Juni
Ließ der Sekretär des Schriftstellerverbands
In der Stalinallee Flugblätter verteilen
Auf denen zu lesen war, daß das Volk
Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe
Und es nur durch verdoppelte Arbeit
zurückerobern könne. Wäre es da
Nicht doch einfacher, die Regierung
Löste das Volk auf und
Wählte ein anderes?“

Hier ist noch mehr über Brecht und den 17.Juni

Ich bin kritisch und nicht neutral. Wenn eine Million Menschen auf die Straße geht, um gegen ein autoritäres Regime aufzustehen, und dann auch noch in demokratischen, fairen, freien und geheimen Wahlen dieser Wille der großen Mehrheit des Volkes bestätigt wird, dann bin ich für diese Mehrheit. Die Propaganda der Unterdrücker ist für mich nicht glaubhaft. Die Sowjetunion hat sich immer auf das Volk und die Oktoberrevolution berufen, aber als das Volk gegen die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten revoltiert hat, ging sie mit Soldaten dagegen vor. (Die „Wir sind das Volk“-Demonstrationen zu Corona-Zeiten rechne ich nicht als Volksaufstand, weil sie keinen gemeinsamen Willen zum Ausdruck brachten, außer „dagegen“ zu sein. Darüber später mehr unter Punkt 2 (Meinungen)). Meine Sympathie war immer bei den Waldensern, den Dithmarschern und den Friesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldenser
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Hemmingstedt
https://de.wikipedia.org/wiki/Friesische_Freiheit

Dazu kommen die Ereignisse im Sommer 1945, die so nur in Berlin zu sehen waren. Ja, die Nazis waren schlimm, aber die Rote Armee hat geplündert, vergewaltigt und willkürlich verhaftet, und das KZ Sachsenhausen weiter betrieben. In der Ukraine haben sie Ähnliches vollbracht, das wurde von der UN dokumentiert, und Satellitenaufnahmen von Butscha zeigten die Leichen auf den Straßen – bevor die ukrainischen Soldaten kamen.
Das Ende von Marinka

Die Existenz einer gesellschaftskritischen Subkultur ist der Beweis dafür, dass hier abweichende Meinungen nicht unterdrückt werden. Das bringt sogar Nachteile mit sich. Auf abweichende Meinungen muss man sich einlassen, argumentieren, nach der Wahrheit forschen. (Absolute Wahrheit gibt es nicht. Aber man kann ihr näher kommen.) Das ist unbequem, bringt aber mehr Einsicht. Demokratien sind schwerfälliger. Autokraten haben es da leichter: Drauf hauen, einsperren, erschießen, vergiften. Der Nachteil für die Autokraten ist, dass das Volk irgendwann genug hat und sich befreien will.

Und deshalb steigen wir jetzt in die Geschichte.